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Published 19 June 2010 by Jessica Riccò

Lindau 2009 – Festivalfeeling im Zeichen der Chemie

Vorigen Sommer in Lindau. Ein so kleiner Ort, eine Woche lang überschwemmt mit Trägern der damals blauen Tasche. Das Nobelpreisträgertreffen ist wahrlich eine einzigartige Veranstaltung – und müsste korrekt natürlich "Treffen für Nobelpreisträger und junge Wissenschaftler" heißen – die tragen nämlich viel zum Geist dieser Veranstaltung bei. Es ist wohl gerade die Mischung aus geballten Forschungsthemen, die in den Sessions diskutiert werden und dem festivalähnlichen Gefühl, das sich nunmal einstellt, wenn ein paar hundert junge Leute eine Woche gemeinsam am Bodensee verbringen. Ich frage mich ja, wie die Lindauer selbst diese Tagung im Vergleich zum anderen Konferenzhighlight, der jährlichen Psychotherapeutentagung, wahrnehmen. Es würde mich nicht überraschen, wenn unsere Tagung die unverkrampftere ist.

Aber zurück auf Anfang. Im letzten Jahr drehte sich alles in Lindau um die Chemie – Aaron Ciechanover war da, Sir Harold Kroto, Gerhard Ertl und Theodor Hänsch, um nur ein paar Namen zu nennen. Der besondere Charme der Vorträge liegt aber eben nicht nur darin, endlich einmal an diesen Quellen des Wissens zu sitzen, sondern einen so nahen und ganz persönlichen Eindruck der Nobelpreisträger bekommen zu können. Einer meiner Highlight-Vorträge war so etwa der des Richard R. Ernst, der über seine Leidenschaften jenseits der Wissenschaft sprach – ein interessanter Einblick in das Handeln und Denken eines Vollblutwissenschaftlers! Mindestens ebenso spannend muss aber auch der Diavortrag Peter Agres gewesen sein – der sich als passionierter Kanute entpuppte. Und dann war da noch Theodor Hänschs Ausflug in einen lokalen Kindergarten, gemeinsam mit der thailändischen Prinzessin – ein ausgesprochen niedlicher Weg, den Nachwuchs zu fördern.

Besonders die Abschlussveranstaltung – ein Panel zum Klimawandel – wird wohl auch noch allen Teilnehmern des Vorjahres gut im Gedächtnis sein, brannte die Sonne doch passend besonders gnadenlos auf die Insel Mainau. Auf der anschließenden Bootsfahrt schlich sich schon langsam die Traurigkeit ein, dass das diesjährige Treffen nun ein Ende findet – und doch war es mit Schnittchen und Kaltgetränken doch ein ausgesprochen heiterer Trip mit wunderbar unkomplizierten Wissenschaftlern. Die Nobelpreisträgertagung ist wiegesagt einzigartig – und ich freue mich darauf, sie in zwei Wochen wieder zu erleben. 

Jessica Riccò